Lange Tage

Dark Nights Sky 002Was sind lange Tage? Arbeitsintensive Tage mit Überstunden? Freie Tage an denen ich in den Tag hinein lebe und nichts plane? Die gewonnene Zeit durch das Rauchfrei-sein?  Die zunehmende Helligkeit bis zur Sommersonnwende?

Es stimmt alles. Mir kommt vor, das neue Jahr hat erst begonnen. Doch sind wir schon bald in der Mitte angelangt. Wie kann es anders sein? Es tut sich was! 😉 Das ist fast das Einzige, worauf ich mich verlassen kann: Nichts bleibt gleich. Und doch — manche Einstellungen und Gewohnheiten sind recht hartnäckig!

Die letzten Jahre waren voll mit Arbeit und Weiterbildungen. In den vergangenen Monaten war ich bemüht, etwas zurück zu schrauben. „Das kann doch nicht sein,“ dachte ich mir, „dass ich nur mehr arbeite und lerne!“ Doch war diese Umstellung nicht so einfach. Wer gewöhnt ist, viele Überstunden zu machen, hat am Anfang das Gefühl, faul zu sein. Es ist mir richtig komisch vorgekommen, Freizeit zu erlauben, gestalten und geniessen. Und wie bei der Bulimie, ist es mit zu viel Arbeit auch nicht anders: Rückfälle sind möglich! Auch bei der Arbeit kann es wohltuend sein, zu erkennen: Der „normale“ Einsatz reicht vollkommen! Gar nicht so einfach, in einer Gesellschaft, in der es fast bewundert wird, nah am Burnout zu sein — aber nur so lange man nicht dort angekommen ist. Wenn es kippt, wird men eher nicht ernst genommen. Und auch betroffene Menschen wollen es nicht wahr haben, und sind bemüht, möglichst schnell wieder zu „funktionieren“ — was nicht so schnell geht.

Ein Kurzurlaub hat gut getan — ohne Pläne und Verpflichtungen. Einfach in den Tag hinein gelebt und spontan entschieden, was und ob ich etwas tun wollte. Da sind mir die Tage ganz lang vorgekommen und ich erinnerte mich an meine Kindheit und die endlos langen Ferientage. Ja, es ist wunderbar befreiend, wenn man tagelang nichts vor hat!

Da wären wir dann beim Rauchfrei angelangt. Das ist mir in der Urlaubszeit nicht gelungen. Gute fünf Jahre hatte ich problemlos als Nichtraucherin verbracht, aber inzwischen gute fünf Jahre als Raucherin — mit etlichen Versuchen, damit auf zu hören. So dachte ich mir, wenn ich eine Woche frei habe und meine Seele baumeln lassen kann, dann wird es mit dem Nichtrauchen ein Klax sein. War aber nicht so.

Stattdessen wurde ich nach der Urlaubswoche mit den langen Arbeitstagen rückfällig und rauchte noch mehr. Und ärgerte mich über mich selbst. Inzwischen hatte meine Tochter ein paar Sachen verloren. Nach gründlicher Überlegung beschloss ich, tatsächlich zum Heiligen Antonius zu beten, mit dem Versprechen, dass ich dann mit dem Rauchen aufhöre, wenn er beide Sachen wieder auftauchen lässt, denn es ist ja nicht ohne, mit dem Rauchen aufzuhören. Zehn Minuten später, war der erste Gegenstand wieder da. Ich dachte insgeheim, „Ach, du Scheiße!“ — obwohl ich mich natürlich schon irgendwie freute! Am nächsten Tag traf ich meine Tochter und im Gespräch erfuhr ich, dass sie für den zweiten verlorenen Gegenstand schon einen Ersatz bekommen hatte — noch vor meinem Versprechen an den Antonius. Hmmm, ich hatte das Gefühl, er hätte mich irgendwie reingelegt.

Na gut. Vermutlich ist er empathisch und wird es schon verstehen, wenn ich das Päckchen noch fertig rauche. Ich bin am Abend noch fort gewesen und habe etwas übertrieben. Wer einmal mit irgendetwas aufhören wollte, wird das schon kennen: „Abschied feiern“ nennt es eine Bekannte von mir. Am nächsten Tag plagte mich der Nikotin-Hangover. Mein Versprechen lag mir im Gewissen. Ich schaute mir den Terminkalender für die kommende Woche an — wieder viel zu viel vor! Dann kam die Idee: Wenn viel los ist, vielleicht ist es dann leichter. So war es dann auch.

An dem Tag — es war Muttertag — ist meine Tochter zum ersten Mal alleine in Urlaub gefahren. Am frühen Abend war die Schachtel leer und ich verhandelte noch mit dem Hl. Antonius. Ich würde aufhören, aber weil die zweite Sache eigentlich schon vor dem Versprechen wieder da war, bat ich ihn, dafür zu sorgen, dass meine Tochter auf ihrer Reise nicht „verloren“ geht. Sie sollte wieder gut nach Hause kommen. Ich stellte den „Rauchfrei“ App zum X-ten Mal wieder auf Null und es ging los.

Schon merkwürdig wie so etwas klappen kann. Es sind schon fünf Wochen vergangen (ganz genau: 1 Monat, 8 Tage, 6 Stunden). Klar, Gedanken kommen und gehen, aber es fällt relativ leicht. Und noch immer staune ich darüber, was ich alles an freien Tagen erledigen kann! Freunde treffen, im Haushalt Dinge erledigen, Ausmisten, Sport betreiben — oft mehrere Sachen an einem Tag. Und manchmal richtig Faulenzen! Erstaunlich! 🙂

Und jetzt wenn ich mal einen faulen Tag mache, dann ohne Nebel. Herrlich!

Nun zum letzten Satz vom ersten Absatz — zu den langen, hellen Tagen. Es ist ganz einfach ein Genuss und eine Freude, den hellen Nachthimmel zu erleben. Na ja, bald ist es Mitternacht, jetzt ist es schon dunkel draußen. 😉 Aber bis ca. 22 Uhr war eine gewisse Helligkeit vorhanden.

Bald kippt es wieder und die Tage werden kürzer. Ich wünsche mir und uns allen, dass wir sie in vollen Zügen genießen, schätzen, nützen und bewusst erleben! Da könnte ich schon wieder abschweifen und ein neues Thema anpacken, aber es ist genug für heute. Ich sage nur so viel: In den vergangenen Tagen waren im Bekannten- und Freundeskreis ein paar Todesfälle und die Vergänglichkeit wird wieder mal deutlich spürbar.

Carpe diem. Nutze den Tag. Das kann ich nie zu oft hören. Ich wünsche euch eine wunderbare, besondere Sommersonnwende!

Der Drache und der Walnussbaum: die Geschichte hinter der Geschichte

Eines Tages begegnete ich einen Nachbarn mit seinen Kindern. Sie spazierten mit ihrem Drachen auf den Hügel hinter meinem Haus hinauf. Am Abend sah ich, wie der Drache hoch oben im Baum hing. Dort blieb er auch.

Über viele Monate hindurch, bewunderte ich den Drachen vom Wohnzimmer aus. Er ist mir richtig ans Herz gewachsen. Immer wieder fotografierte ich ihn. Er wurde mein „Hausdrachen“.

Im darauffolgenden Winter ereignete sich ein tragischer Unfall. Der Nachbar ist dabei gestorben. Ich war zutiefst erschüttert. Mir brach es das Herz, als ich an die Familie dachte – vor allem an die Kinder, die nun ohne ihren Papa aufwachsen müssen.

Auf einmal kam die Eingebung, dass ich eine Geschichte mit dem Drachen schreiben könnte. Eines Abends zündete ich in meinem Arbeitszimmer eine Kerze für ihn an und bettete. Ich ließ die Kerze weiter brennen, und plötzlich war die Geschichte da. Ich drehte mich zum Computer und die Erzählung floss einfach durch meine Finger über die Tastatur.

Danach wusste ich nicht, wie ich weiter tun soll. Ich hatte das Bedürfnis, von seiner Frau das Einverständnis zum Projekt einzuholen. Dazu schrieb ich ihr einen langen Brief, um mich überhaupt vorzustellen. Ja, obwohl wir im selben Dorf wohnen, kannten wir uns nicht! Den Brief und die Geschichte gab ich in ein Kuvert. Ich war unsicher und wollte nicht aufdringlich sein. Ein paar Tage später fasste ich Mut, spazierte hin und legte es in ihren Briefkasten.

Nach mehreren Tagen bedankte sie sich herzlich und meinte, da könne man schon was daraus machen, aber sie brauche Zeit, was verständlich war. Erleichterung machte sich in mir breit. Ihre positive Einstellung nahm ich als Erlaubnis, weiter daran zu arbeiten.
 
Ich stellte mir vor, ich wäre ein Kind und zeichne meine Geschichte. Es waren einige sehr intensive Monate. Öfters vergaß ich die Zeit und arbeitete bis tief in die Nacht. Meistens meldete sich dann mein Kater. Er sprang auf den Tisch und legte sich auf die Zeichnungen, um mir deutlich zu machen: „Jetzt ist genug für heute!“ 

Zu der Zeit ging es los mit unseren „Zufallsbegegnungen.“ Einige Tage später, gerade als ich an ihr Haus vorbeiging, fiel ein Rollo aus dem Fenster und landete auf die Straße direkt vor meinen Füßen! Ich überlegte, ob das ein „Zeichen“ sei, dass ich mich vorstellen soll – aber ich war verabredet und wollte den Bus erwischen.

Häufige Zufallsbegegnungen haben mich angespornt, weiter zu zeichnen und fertig zu werden. Ich habe keine Ahnung wie viele Stunden und Wochen ich dran gesessen bin, aber irgendwann spürte ich: Jetzt ist die Geschichte fertig.

Oft blickte ich auf das Haus im Vorbeigehen und spürte große Trauer. Die Verabschiedung war schon viele Monate her, aber ich spürte, wie die Mama mit ihren Kindern den Papa jeden Tag aufs Neue verlieren. Jeder Tag brachte neue Situationen, in denen sie ohne ihn klarkommen mussten. 

Eines Tages fiel mir ein, dass mein Urgroßvater und Großvater beide jung gestorben sind, und sie hinterließen Frauen mit kleinen Kindern. Es war nicht leicht für sie. Ich überlegte, ob mich diese Geschichte deshalb so betroffen gemacht hat. Ich spürte ein starkes Bedürfnis zu helfen. So entstand der Plan, dass die Einnahmen von diesem Kinderbuch den Kindern zugutekommen sollen.

Nachdem die Geschichte mit den Bildern fertig war, gab es längere Zeit keine Zufallsbegegnungen. Irgendwann schrieb ich ihr, dass die Bilder fertig waren und ich sie ihr gerne zeigen würde, wenn sie so weit ist. Da vergingen wieder einige Monate.
Auf einmal kam der Gedanke, die Geschichte soll mehr Gestalt annehmen – als Buch. Online ließ ich fünf Exemplare drucken. Ich hatte ein starkes Bedürfnis, es in Händen zu halten.  Es sollte be-greif-bar sein. Nachdem die Exemplare ins Haus geliefert wurden, überlegte ich, wie es weiter geht.

Eines Tages dachte ich mir: Jetzt habe ich sie schon lange nicht mehr gesehen. Wenn wir uns heute begegnen, ist es ein Zeichen, dass ich ihr das Buch geben soll. Eine Stunde später ging ich mit meinem Mann spazieren. Als wir an ihr Haus vorbeigingen, war sie draußen und räumte gerade etwas ins Auto. So ein Zufall!

Ein paar Tage später war es so weit. Ich gab das Buch in ein Kuvert, packte einige Mandarinen in eine Tasche für die Kinder, und ging los. Ich klingelte. Sie öffnete die Tür. Ohne mich vorzustellen, sagte ich nervös: „Ich habe dir Bio-Mandarinen mitgebracht. Sie sind sehr lecker und ich dachte, die Kinder freuen sich darüber.“ Sie lächelte: „Ja. Danke!“ Dann zeigte ich auf das Kuvert mit dem Buch und sagte: „Und das habe ich mit.“ Eine Umarmung und ein paar Sätze, dann ging ich nach Hause.

Einige Tage später kam eine liebe Rückmeldung. Ich fasste Mut und beschloss, ein paar Exemplare an Verlage zu senden. Zu meiner großen Überraschung kam recht bald eine positive Antwort. Da ich noch nicht ihr Segen für das Projekt hatte, zögerte ich mit meiner Zusage. 

In letzter Zeit war mir aufgefallen, dass der Drache ein paar Risse hat. Seine Farben leuchten nicht mehr so kräftig in der Sonne und das Material ist durch die Einwirkung der Witterung brüchig geworden. Er strahlt nicht mehr so wie früher. Vielleicht deshalb drängt es mich, weiter zu tun.

Eines Tages musste ich noch ins Dorf. Als ich wieder nach Hause ging, fuhr sie an mir vorbei und winkte. Ich deutete es als ein Wink der Bestimmung und schrieb ihr eine vorsichtige Textnachricht. Vielleicht war es noch zu früh für sie. Ich weiß es nicht. Kurze Zeit später rief sie an und gab grünes Licht.

Inzwischen ist das Buch fertig. Jetzt ist es so weit. Und vielleicht ist jetzt genau die richtige Zeit. Es ist im Bucher Verlag erschienen, und ist im Handel und online erhältlich. Inzwischen haben wir uns auch richtig kennengelernt, was mich sehr freut.

Ich habe die Geschichte nach dieser Begebenheit frei erfunden. Es geht um Verlust und Loslassen. Mit Hilfe von Zeit und den Jahreszeiten, wird der Verlust verarbeitet. Dann wandelt sich dieser Verlust in eine trostspendende Vorstellung. Ich hoffe, dass die Leser*innen trotz des traurigen Inhalts auch die Schönheit und Wahrheit des Lebens in dieser Geschichte wahrnehmen können.

So etwas habe ich noch nie erlebt. So viele zufällige Begegnungen! Ich glaube zwar an Schicksal und Zeichen, aber diese Geschichte und ihre Entstehung sind mir fast unheimlich. Dennoch stärkt es mein Glauben an den universellen Kräften, die überall sind, und daran, dass wir alle miteinander verbunden sind.

Fauler Tag?

Letzte Nacht, bevor ich ins Bett ging, dachte ich über den Tag nach. Meine erste Interpretation war: Es war ein fauler Sonntag gewesen. Ein paar Stunden zuvor hatte ich einen Teil eines Vortrags von Pema Chödrön gesehen,  in dem sie sagte, es gehe um Interpretation und wie wir Dinge bezeichnen. Wenn wir aufwachen und es regnet und wir im Bett bleiben können, dann kann es gemütlich sein, den Regen auf dem Dach prasseln zu hören. Aber wenn wir an diesem Tag an einer Hochzeit teilnehmen sollen, dann ist es ziemlich schade, dass es regnet. So oder so, es regnet.

Nach dem anfänglichen "faulen" Etikett warf ich einen kurzen Blick darauf, was ich eigentlich den ganzen Tag gemacht hatte. Ich las die Zeitung, machte zwei Sudokus, kochte ein leckeres Mittagessen, backte Schokoladenkekse, buchte einen Flug "nach Hause", um die Familie zu besuchen, fuhr 10 km auf dem Heimtrainer, spielte Gitarre und sang. Diese Liste gab mir ein angenehmes Gefühl. Siehst du? Es ist möglich, viel erledigen, ohne sich zu erschöpfen. Es war eine feine Qualität. Ich fühlte mich am Ende des Tages ruhig und entspannt und war mit meinen Tagesverlauf zufrieden. Am Abend kuschelte ich noch mit meinem Kater.

Ewige Freundin

Ein Schatz aus meiner Kindheit

Nichts ist nur gut oder nur schlecht. Ich möchte eine positive Erfahrung aus dieser ganzen Corona-Situation mitteilen. Ich hatte eine Freundin, als ich 20 oder 21 war, und sie litt auch an einer Essstörung.  Ich bin mir sicher, dass ich schon einmal über sie geschrieben habe. Wir trafen uns ca. 1981 in einer Therapiegruppe in New York City.  Die anderen Frauen in der Gruppe hatten wieder angefangen zu essen und nahmen an Gewicht zu, aber wir beide waren immer noch zu stolz auf unsere hervorstehenden Schlüsselbeinknochen, und begriffen ihren "Fortschritt" nicht. Wir verließen die Gruppe und wurden beste Freundinnen.  Wir haben viel telefoniert. Es war für uns beide eine wichtige Stütze. Zu jeder Tages- und Nachtzeit riefen wir uns gegenseitig an.  Die meiste Zeit war die andere Person wach.  Wenn nicht, war es egal. Sie wachte auf.

Jetzt spulen wir bis etwa 40 Jahre später vor. Wir sind beide gesund, beide erkennen, dass ein Bewusstsein für unseren Körper immer da sein wird. Ich glaube nicht, dass das jemals verschwinden wird. So ist es. Aber das ist okay. Zu Beginn der COVID-Pandemie fühlte sie sich überwältigt von der ganzen Situation. Also fragte sie mich, ob wir jeden Sonntag telefonieren könnten. Ich sagte: "Sicher." Als sie mich fragte, fühlte ich mich gut und stark. Ich wollte ihr gerne dabei helfen, das durchzustehen. Das ist eine Rolle, in der ich mich wohl fühle. Ich bin gerne die „Starke“. Ich mag es nicht, bedürftig zu sein.

Aber im Laufe von zweieinhalb Jahren können sich die Dinge ändern. Ich hatte meine Höhen und Tiefen, und sie hatte auch die ihren. Es war so schön zu reden. Seitdem meine Katze gestorben ist und ich trauere, ist sie besonders unterstützend und hilfsbereit. In letzter Zeit telefonieren wir auch während der Woche. Meine Tochter heiratet im Herbst. Da gibt es viel zu besprechen. Meine Freundin ist eine Art "Adoptivtante" für meine Tochter und wird bei der Hochzeit dabei sein.

Erst neulich fiel mir ein, wie wir als junge Frauen so viel miteinander telefonierten. Wir waren all die Jahre befreundet, aber unsere Freundschaft hatte durch die Entfernung etwas an Intensität verloren, weil ich in Europa lebe und sie im Westen der USA lebt. Es ist schön, wieder eine tiefe Verbundenheit zu spüren. Dafür bin ich wirklich dankbar. In letzter Zeit wusste ich nicht, was mit mir los ist, aber fühlte mich total verwirrt. Sie erinnerte mich daran, dass ich immer noch trauere oder einfach von allem überwältigt bin. Das war sehr hilfreich. 

Die häufigen Telefonate in letzter Zeit erinnern mich an die gute alte Zeit, als wir jeden Abend geredet haben und uns jede Woche öfter trafen. Früher war sie irgendwie die „Wilde“, und ich war die "Vernünftige", und ich hatte das Gefühl, dass ich ihr Ratschläge geben musste oder dass ich es besser wusste. Als wir unsere Telefonate am Sonntagabend begannen, fühlte ich, dass ich für sie da sein könnte, so wie früher. Aber im Laufe der Zeit war es so, dass wir füreinander da waren.  (So war es damals auch, aber ich habe es einfach ausgeblendet.)  Die regelmäßigen Telefonate entstanden aus ihrer Not heraus, aber in der Zwischenzeit unterstützen wir uns gegenseitig. Was für ein Unterschied, häufig zu reden, anstatt nur einmal im Jahr während eines Besuchs alles zu erzählen!

Ich mache eine schwere Zeit durch und hatte einige schwierige Situationen, und sie war und ist eine unglaubliche Quelle der Unterstützung für mich. Es war eine ganz neue Erfahrung, mich zu öffnen und ihre Unterstützung annehmen zu können, weil ich sonst immer so stark war und alles mit mir selbst ausmachen wollte. Ich brauchte niemanden, und ich hörte nicht einmal zu, wenn mir jemand etwas sagen oder vorschlagen wollte.  Es ist also ein echter Lernprozess. Wie gesagt, es gibt positive Aspekte zum COVID-Kapitel. Ich entscheide mich dafür, mich auf das zu konzentrieren, was sich zum Besseren verändert hat. Ich habe die Wahl. Das andere ist sowieso da und nimmt genug Raum ein.