Faschingsausklang

Vor zwei Jahren in einem anderen Leben
Heute ist Faschingsdienstag – der letzte Tag vom Fasching. Aufgrund der COVID-Maßnahmen warhier in Österreich nicht viel los. Ich sah ein paar Leute in Kostümen verkleidet, und ich bin mir sicher, dass es einige Partys gab, aber ansonsten war es ruhig.

Heute Nachmittag besuchte ich einen älteren Herrn, damit seine 24-Stunden-Pflegerin ihre zweistündige Pause einlegen konnte. Es war ein intensives Treffen, bei dem wir viele Informationen ausgetauscht und uns kennengelernt haben. Es ist erstaunlich, wie wir manchmal Menschen treffen, und es klickt einfach, sodass wir auf einer tiefen Ebene kommunizieren können. Als er mir erzählte, wie seine Frau gestorben war, kamen uns beiden die Tränen.

Nach diesem Termin fuhr ich mit dem Zug zu meinem nächsten Ziel. Ich nehme derzeit am Ausbildungsprogramm teil, um ehrenamtliche Mitarbeiterin bei der Hospiz zu werden, und wir hatten heute Abend Unterricht. Ich kam eine Stunde früher in der Stadt an und plante, ein paar Besorgungen zu machen. Ich wollte mir im Gewürzladen eine spezielle Knoblauchgewürzmischung abholen und im Bioladen eine Schachtel mit meinem Lieblingstee kaufen. Ich habe völlig vergessen, dass alle Läden am Faschingsdienstag geschlossen sind. Das Stadtzentrum war leer.

Ich nahm einen Bus zum Kloster, in dem der Unterricht stattfindet, in der Hoffnung, dass das Café auf der anderen Straßenseite geöffnet sein würde. War es aber nicht. Als ich am Friedhof vorbeiging, dachte ich darüber nach, dort spazieren zu gehen, beschloss aber, zur nächsten Bushaltestelle zu laufen und einen Bus zurück zum Bahnhof zu nehmen. Ich hatte Hunger, und es gab ein Lebensmittelgeschäft mit einer Feinkostabteilung, die geöffnet war. Ich wollte ein Sandwich kaufen.

Als ich jedoch darüber nachdachte, wurde mir klar, dass das Timing für eine pünktliche Rückkehr zu knapp wäre. Also beschloss ich, nachzusehen, ob das Lebensmittelgeschäft um die Ecke geöffnet hatte. Und sonst müsste ich einfach mit dem Essen warten, bis ich wieder zuhause war. Es war offen. Sie haben keine Feinkostabteilung, also kaufte ich eine Birne und ein paar Müsliriegel. Die Frau mit dem überfüllten Einkaufswagen vor mir an der Kasse bot mir an, mich vorzulassen, da ich nur drei Sachen hatte. Ich lehnte dankend ab. Ich hatte noch genügend Zeit, und es war wärmer im Laden als draußen.

Auf dem Rückweg zum Kloster hielt ich am gebrauchten Bücherschrank an, um nachzuschauen. Ich habe nichts Ansprechendes gefunden und ging weiter. Als ich zum zweiten Mal am Friedhof vorbeikam, zog es mich wieder hin, also schlenderte ich hinein. Ich lese gerne die Grabsteine, die Namen und Daten, die ihre eigenen kleinen Geschichten erzählen. 

Ein paar Reihen weiter sah ich einen roten herzförmigen Luftballon über einem Grabstein schweben. Als ich näherkam, sah ich einen zweiten Luftballon, der über dem Grab mit den Worten "Happy Birthday" wippte. Als ich davorstand, sah ich ein wunderschön arrangiertes Grab, das mit kleinen Blumen überfüllt war. Ich sah ein Foto von einer jungen Frau. Jemand hatte einen herzförmigen Blumenkranz um ihr Foto gehängt. Heute wäre ihr 20. Geburtstag gewesen. Schon emotional vom Nachmittagsbesuch bei dem älteren Mann, kamen wieder Tränen auf. Ich stand dort für ein paar Minuten, dann sah ich ein paar junge Leute, die sich mit einem Strauß Tulpen näherten, also ging ich weg. Bevor ich den Friedhof verließ, drehte ich mich um, um einen Blick auf sie zu werfen. Genau wie ich vermutet hatte, waren sie zum Grab der jungen Frau gegangen.

Zu diesem Zeitpunkt war es an der Zeit, zum Unterricht zu gehen. Ein Thema des Abends war das neue Gesetz über die Sterbehilfe für unheilbar Kranke. Es gab unterschiedliche Sichtweisen, Perspektiven, und Aspekte. Es ist kein einfaches Thema. Nach der Diskussion teilten wir eine Flasche Sekt miteinander, um das Ende vom Fasching zu feiern. Morgen ist Aschermittwoch, der erste Tag der Fastenzeit.

Meine Stimmung ist ein Hauch düster an diesem Abend. Die verschiedenen Eindrücke, die im Laufe des Tages gesammelt wurden, stimmten mich nachdenklich. Als ich wieder zuhause war, kuschelte ich mich an meinem Mann vor dem Fernseher, um Kabarett und Nachrichten zu sehen. Wir tranken ein Glas Wein und genossen die Zweisamkeit auf der Couch – ein kleiner, aber geschätzter Komfort in dieser verrückten Zeit. Heute ist der 1. März, der kalendarische Frühlingsbeginn. Für mich bedeutet Frühling Neubeginn und Hoffnung.

Mutproben

Spannende Erlebnisse und neue Erkenntnisse habe ich am Wochenende erarbeitet und mitgenommen. Manchmal sind die Mutproben ganz kleine, aber ihre Wirkung ist umso größer. Ich habe auf meine Bedürfnisse und meine Befindlichkeit geachtet und ein paar Mal „Nein“ gesagt. Eine wichtige Erfahrung ist: Manchmal erfordert es mehr Mut, „Nein“ zu sagen und die Konsequenzen und vermutete Enttäuschung der anderen auszuhalten, als „Ja“ zu sagen und die eigenen Grenzen zu missachten und überschreiten. Ich habe wieder erfahren, wie wohltuend es ist, bei mir zu bleiben und auf meine Gefühle zu achten.

Ein besonderes Erlebnis war, mich während einer Übung fallen zu lassen — mit vollem Vertrauen, dass mich die Gruppe auffangen wird. Das Gefühl der gleichzeitigen Entschlossenheit, Freiheit und Vertrauen hat mich überwältigt. Vertrauen in anderen Menschen ist ein großes Thema für mich. Durch diese Übung bin ich einen Schritt weiter gegangen. Dafür bin ich dankbar.

Wir verbrachten viel Zeit an der frischen Luft und im Wald, was meiner Seele gut tat. Der Wald erinnerte mich an den Wald neben dem Haus in dem ich aufgewachsen bin. Dort verbrachte ich viel Zeit an meinem geheimen Plätzchen. Der Wald erschien mir damals groß und die Erforschungsmöglichkeiten endlos.

Vor drei Jahren war ich zuhause und nahm mir die Zeit, wieder in den Wald zu gehen. Er war viel kleiner als ich meinte. Inzwischen sind die Bäume groß und dicht, sodass am Boden kaum mehr etwas wächst. Dadurch sieht man von oben bis hinunter zum Teich. Die Gesamtfläche ist klein und überschaubar. Das war eine Überraschung!

Das Wochenende verging schnell — wie immer. Es war schön, die Gruppe wieder zu treffen und in den Pausen viel zu erzählen und zu erfahren, wie es den anderen seit dem letzten Wochenende gegangen ist. Nach fast eineinhalb Jahren Ausbildung, sind wir uns sehr nah gekommen und die Atmosphäre gleicht mehr einem engen Freundeskreis oder gar einer Familie als einer Ausbildungsklasse. Die entstandenen Freundschaften und die Nähe sind eine sehr wertvolle Bereicherung in meinem Leben.

Aber es ist auch schön, wieder zuhause zu sein. Mein Kater freute sich auch sehr und zeigte mir deutlich, dass er mich nicht so schnell wieder gehen lassen möchte.

Das Wetter spielte mit. Es war die ganze Zeit wunderschön und die Sonne scheint noch immer! Ich wünsche euch eine gute Woche!

Lerntipps

Gestern machte ich einen wunderschönen eineinhalbstündigen Spaziergang im Wald. Die Sonne schien. Durch die minimale Erwärmung um ein paar Grad, duftete der Wald ganz anders als vor ein paar Tagen, als alles noch mit Schnee bedeckt war. Es war einfach herrlich!

Frisch und munter kehrte ich zurück und beschloss, mit einem schon etwas länger anstehenden Projekt zu beginnen. Nach 2 Stunden meinte ich: „Jetzt könnte ich aufhören und etwas anderes machen.“ Aber nein! Ich blieb noch 4 Stunden dran und um 22 Uhr abends stellte ich fest, dass ich nur im Kreis gegangen war, und nicht wirklich etwas weiter gebracht hatte. Ich wollte es schnell machen — obwohl es ein aufwändiges Projekt ist.

Und so komme ich zum Lernen, da mindestens eine von euch jetzt dran ist. Lernen will gekonnt sein. Also: Erschaffe dir einen Überblick über den Gesamtstoff. Was ist zu lernen und bis wann? Teile den Stoff in Kapiteln ein. Wenn die Zeit zulässt, ist es hilfreich, alles auf Kärtchen aufzuschreiben — aber wenn nicht, dann halt nicht.

Ganz wichtig ist: Pausen! Höchstens eine Stunde auf einmal lernen. Dann eine Pause zum Abschalten. Als ich auf meine Diplomprüfung lernte, machte ich zwischendurch Hausarbeit, und wiederholte dabei, was ich gelernt hatte. Aber ich ließ auch meine Gedanken wandern, damit ich mich erholen konnte.

Wichtig ist auch, nicht hintereinander ähnliche Stoffe zu lernen. Sonst verschwimmt es. Zum Beispiel: Nicht einen ganzen Tag nur Mathe lernen, sondern mit Deutsch oder Englisch abwechseln.

Da mir die Zeit (wie üblich) knapp war, nützte ich auch das Einschlafen fürs Lernen. Ich lag da und wiederholte, was ich an dem Tag gelernt hatte, bis ich einschlief. Manchmal wiederholte ich auch den älteren Stoff. So blieb alles frisch und zugänglich, und ich verschwendete keine Zeit damit, herum zu liegen und nicht schlafen zu können. Außerdem hatte ich die Möglichkeit, komplett unabgelenkt und in Ruhe zu prüfen, was ich wusste.

Bei den langweiligen Sachen, suchte ich das Interessante. Oft sagte ich laut zu mir: „Oh, das ist interessant! Das macht Spaß!“ Die Einstellung ist ein ausschlaggebender Einflußfaktor. Wenn du meinst: „Ach, das ist so öd, so ein Scheiß, ich will es nicht lernen!“ — geht es wirklich schwerer.

Alles musst du nicht können, wirst du auch nie. Du hast einen Termin und bis dahin, lernst du einfach das, was möglich ist. Und mit dem Wissen, gehst du hin und probierst es. Gibst dein Bestes.

Es spielen einige Faktoren mit: Deine Vorbereitung, die Fragen, deine Tagesverfassung, und auch das, was die prüfende Lehrperson will bzw. von dir erwartet.

Diese Gedanken kamen, weil sie ebenfalls für andere Situationen gelten, wie z.B. mein Projekt. Zeit lassen, Pausen machen, ein Ziel setzen (bis dann soll es fertig sein), und in kleinen Einheiten daran arbeiten. Erstelle einen Zeitplan für die kleinere Ziele (sog. Zieletappen): „Bis dann soll dieses durchgenommen werden. Für das habe ich soundso viel Zeit.“ So kann ich mich erholen, bekomme zwischendurch einen klaren Kopf, und kann das, was war, setzen lassen. Dadurch entstehen Einsichten und Querverbindungen, die nicht kommen, wenn ich alles auf einmal durchziehe. Anschließend ist das Endprodukt viel zufriedenstellender!

Zwischendurch einen Spaziergang machen, schadet auch nicht! Auch wenn es nur 15 Minuten sind — einmal um den Häuserblock um die Gedanken zu durchlüften!

Viel Glück!